Endoprothetik
Kniegelenk
Wenn wir gehen, stehen, sitzen oder hocken, bewegen wir das größte Gelenk des Körpers: das Kniegelenk.
- Streckmuskulatur des Oberschenkels
- Kniescheibe (Patella)
- Oberschenkelknochen (Femur)
- Meniskus (halbmondförmiger Faserknorpel)
- Patellasehne
- Wadenbein (Fibula)
- Schienbein (Tibia)
Nicht-operative Therapie: Knie
Knieschmerzen sind sehr häufig. Oft haben sie recht gutartige Ursachen und erfordern möglicherweise nur eine kurze nicht-operative Behandlung.
Was hat Ihre Schmerzen verursacht?
Anhand des Verletzungsmechanismus, der Art der Schmerzen, der klinischen Untersuchung, der Röntgenuntersuchung und der MR-Bildgebung werden wir den Grund für Ihre Schmerzen ermitteln.
Patient:innen mit Arthrose beispielsweise können oft über viele Jahre hinweg erfolgreich nicht-operativ behandelt werden. Ziel ist es, dass Sie sich wohl fühlen und Ihr Bewegungsumfang und Ihr Aktivitätsniveau erhalten bleiben.
Zu den Behandlungsmöglichkeiten einer nicht-operativen Therapie gehören:
- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAID), die schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken
- physiotherapeutische Übungen, die Sie zu Hause selbstständig durchführen und gegebenenfalls eine Änderung Ihrer Aktivitätsgewohnheiten
- Physikalische Therapie
- Entlastungsschienen für das Kniegelenk, die es schonen
- Physiotherapie
- Injektionen mit Kortison, Plasma (kurz PRP) oder Hyaluronsäure
Außerdem beurteile ich Ihren Bewegungsumfang, den Grad der Deformität (X- oder O-Bein) und die daraus resultierende Bandinstabilität sowie das Ausmaß des Knochenverlustes auf Röntgenbildern.
Als Arzt hilft es mir sehr, einen für Sie passenden individuellen Behandlungsansatz zu entwickeln, wenn ich Sie bereits während einer nicht-operativen Behandlung kennenlerne. Dadurch kann ich Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen und Sie besser – auch im Hinblick auf eine notwendige Knie-OP – beraten.
Operative Behandlung: Knie-OP
Bleiben die gewünschten Erfolge bei einer nicht-operative Behandlung aus, berate ich Sie über den besten Zeitpunkt für eine Operation.
Bislang habe ich mehr als 1.500 Knieprothesen implantiert und weiß, dass viele Patient:innen einen Teilgelenkersatz gegenüber einem totalen Kniegelenkersatz bevorzugen. Möglich ist dies, wenn u.a. die Bandstabilität des vorderen Kreuzbandes gegeben ist und lediglich ein Bereich betroffen ist.
Wie läuft eine Knie-Operation ab?
Erkennt man eine Arthrose-Erkrankung früh genug und ist der Leidensdruck entsprechend, so kann man einzelne Teile des Knies ersetzen (= Teilgelenkersatz).
In den überwiegenden Fällen ist die Erkrankung jedoch bei Diagnosestellung schon so weit fortgeschritten, dass nur ein kompletter Gelenksersatz in Frage kommt.
Während des Eingriffes wird Ihr Gelenk gegen ein künstliches Gelenk ausgetauscht. Hierbei werden die betroffenen Anteile des Gelenks durch Implantate ersetzt, die meist mit Zement am Knochen befestigt werden, ein Inlay aus hochvernetztem Polyethylen wird eingeklickt.
Der Eingriff dauert etwa ein bis eineinhalb Stunden und kann in Allgemein- oder Teilnarkose durchgeführt werden.
Welche Art der Narkose für Sie in Frage kommt, wird Ihr Narkosearzt mit Ihnen besprechen.
In immer mehr Fällen wenden wir bei einer Kniegelenkersatz-OP auch neue Technologien wie robotische Assistenz an.
Nach der Operation
Während des stationären Aufenthaltes werden Sie einen sicheren und selbständigen Gang an Unterarmgehstützen wiedererlernen – in der Regel ohne Belastungseinschränkungen. Das Ziel ist, dass Sie bis zur Entlassung Ihr Knie wieder völlig strecken und mindestens zu 90° beugen können.
Aus dem Krankenhaus werden Sie entlassen, wenn Wund- und Weichteilverhältnisse regelhaft abgeheilt sind, Sie einen sicheren Gang erlernt haben und keine medizinischen Gründe gegen eine Entlassung sprechen. Das ist meist ca. 4 – 7 Tage nach der Operation.
Die Gehstützen können Sie dann in ihrer gewohnten Umgebung zuhause abtrainieren. Selbstständig Autofahren sollten Sie in aller Regel nach 4 Wochen wieder können. Wenn Sie möchten, können wir zudem eine Reha-Maßnahme einleiten.
Die ersten Kontrolltermine finden 6 und 12 Wochen nach der Operation statt. Zu dieser Zeit haben sich erfahrungsgemäß die gewünschten Verbesserungen eingestellt und Sie können wieder arbeiten.
Wechseloperation Kniegelenk
Im Laufe der Zeit kommt es infolge von Abriebpartikeln zu einer Entzündungsreaktion, sodass Knochenmasse abgebaut wird und die Prothese aus dem Knochenbett „auslockert“. Durch diesen Prozess wird der Knochen geschwächt, so dass es bei nachgewiesener Lockerung zu einer zeitnahen Versorgung kommen sollte.
Prinzipiell können die Prothesenteile isoliert voneinander locker werden (entweder wenn nur der Oberschenkel- bzw. der Schienbein-Knochen geschwächt ist) oder es können beide Teile von der Lockerung betroffen sein.
Ich lege enormen Wert darauf, vor jeder Wechseloperation herauszufinden, ob Bakterien beteiligt sind oder nicht.
Wechseloperation bei Bakterien (2 OP-Termine)
Denn ist die Lockerung auf eine von Bakterien verursachte Entzündung zurückzuführen, liegt eine Infektion vor. In diesem Fall muss neben der Implantatlockerung vor allem die Infektion (Osteomyelitis) behandelt werden. Hierzu muss die gesamte Prothese, unabhängig von ihrem Lockerungsgrad entfernt werden. Die Prothese wird dabei durch einen antibiotikahaltigen Platzhalter ersetzt und es erfolgt eine 6-wöchige Behandlung mit Antibiotika. Anschließend wird eine sogenannte Revisionsendoprothese implantiert.
Wechseloperation zu einem Termin
Sind keine Bakterien vorhanden, Ist die Lockerung allein auf eine Entzündungsreaktion aufgrund des Abriebs zurückzuführen. In diesem Fall kann der Wechsel in einer Operation erfolgen und vom Lockerungsgrad der Komponenten abhängig gemacht werden. Hierbei wird dann stets nur der lockere Anteil gewechselt.
Wie in der Primärendoprothetik lege ich Wert auf eine sorgfältige Operationsplanung, damit ich bei der Wechseloperation auf besondere Gegebenheiten in der Wechselsituation – wie große knöcherne Defekte, schlechte Knochenqualität, Knochenbrüche neben dem Implantatlager – reagieren kann. (Das Implantatlager ist jener Bereich, der das Implantat aufnehmen soll.) Daher halten wir für die Wechselsituation ein großes Repertoire an Revisions-, Sonder- und Spezialimplantaten bereit bzw. haben wir diese im Vorfeld bestellt.
Auf diese Weise können wir als OP-Team die biologische Situation des Gelenkes möglichst gut rekonstruieren.
Vereinbaren Sie ein Erstgespräch, um gemeinsam weitere Therapieschritte zu finden.
FAQ
Wie ist das Kniegelenk aufgebaut?
Das Knie verbindet den Oberschenkelknochen mit dem Schienbein. Ein Teil des Kniegelenks wird durch die Kniescheibe gebildet, die als Unterstützpunkt für die Kraftentwicklung der Quadrizepsmuskulatur dient. Das Kniegelenk kann im Wesentlichen nur in einer Ebene (Streckung/Beugung) bewegt werden. Nur am gebeugten Knie ist noch eine minimale Rotationsbewegung des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel möglich. Als Gleitfläche sind die Gelenkpartner mit Knorpel überzogen, das Gelenk wird durch eine Kapsel abgedichtet, innerhalb derer zur Reduktion des Widerstandes und der Ernährung des Knorpels Gelenkschmiere durch die Gelenkinnenhaut gebildet wird. Ähnlich einem Stoßdämpfer wirkt dieses hydraulische Prinzip und wird unterstützt durch die Menisci (halbmondförmige knorpelige Scheiben), die innen und außen zwischen den Gelenkflächen liegen.
Verschleißerscheinungen können sowohl isoliert oder an mehreren Kniegelenksteilen auftreten.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Knieersatz-OP?
Das hängt sehr von der individuellen Situation ab. In den ersten Jahren eines Knorpelschadens rate ich von einer Knieersatz-OP ab. Anderseits macht es keinen Sinn zu warten, wenn die Schmerzen unerträglich sind. Um eine Operation in Betracht zu ziehen. ist ein vollständiger Knorpelverlust mit einer „Knochen-auf-Knochen-Situation“ erforderlich, Das Timing eines Kniegelenkersatzes erfordert jedenfalls eine sorgfältige individuelle Beratung.
Wie sieht eine Kniegelenksprothese aus?
Knieprothesen unterscheiden sich in ihrem Design, durch ihre Ausführung sowie in ihrer Größe. Je nach Ihrem Krankheitsbild können wir auf ein großes Portfolio moderner und bewährter Prothesen zugreifen, damit wir die für Sie passende Prothese einsetzen können.
Alle verwendeten Materialien sind speziell für medizinische Zwecke entwickelt und ermöglichen eine schmerzfreie und dauerhafte Funktion.
Wie lange hält eine Knieprothese?
Keine eingebaute Prothese hält ewig, vielmehr ist die Standzeit der Prothesen begrenzt. Meist liegt sie zwischen 20 bis 25 Jahren.
Wann die Knie-Arthrose eine Knie-OP erfordert
Die Arthrose des Kniegelenks ist vorwiegend ein altersbedingter Verschleiß, bei dem es zu einem Knorpelabrieb kommt. Die Abriebpartikel verursachen eine Entzündungsreaktion, die zu vermehrter Schmierflüssigkeitsbildung führt.
Zudem wirkt die Entzündung ab einem gewissen Grad selbst knorpelzerstörend, was zu noch mehr Knorpelzersetzung führt.
Der Knochen reagiert zunächst auf die zunehmende Belastung mit stärkerer Verkalkung (Sklerosierung). Später wird er in die selbstzerstörende Entzündungsreaktion miteinbezogen: Es wird Knochen abgebaut und Zysten entstehen. Dafür bildet der Körper am Gelenkrand knöcherne Anbauten (Osteophyten), um das zerstörte Gelenk langfristig zu versteifen und damit den Schmerzzustand zu beenden.
Die Arthrose verläuft also in verschiedenen Stadien, die gut auf dem Röntgenbild sichtbar und zu beurteilen sind, weshalb das Röntgenbild das wichtigste Diagnostikum bezüglich der Arthrose ist.
Die Erkrankung läuft wellenförmig ab:
Auf stärkste Schmerzzustände können durchaus Intervalle folgen können, in denen Patient:innen schmerzfrei sind. Die Häufigkeit der Schmerzzustände nimmt aber im Verlauf der Erkrankung im selben Maße zu, wie sich die Dauer des beschwerdefreien Intervalls verkürzt.
Die wichtigste Botschaft in diesem Zusammenhang ist, dass Arthrose nicht heilbar ist, der Verlauf und die Symptome lassen sich aber lindern (siehe nicht-operative Behandlung).
Wenn die Erkrankung so weit fortgeschritten ist, dass physikalische Therapiemaßnahmen, Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente keinen Nutzen mehr bringen, bleibt als letzte Maßnahme nur der künstliche Gelenkersatz (Endoprothese).